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Donnerstag, 15. Juni 2006

Gäste VIII

"Wir können die beiden doch nicht alleine lassen! Die bringen sich am Ende noch um." Laura ließ sich nur widerstrebend in die Küche bugsieren.

"Was soll dieser konspirative Rückzug? Das die sich nur noch zoffen ist doch kein Geheimnis mehr. Donnerwetter, was ist das denn?" Beinahe ehrfürchtig bestaunte Wilhelm den knallroten Kühlschrank mit den Flügeltüren. Die Garage glich einer gut ausgestatteten Junggesellenbude.

"Dein Publikum ist weg, also mach gefälligst die Kippe aus. Du siehst damit einfach lächerlich aus", beschied Thomas. "Meine Firmenphisosophie ist dir bis heute verborgen geblieben, was?"

"Du siehst lächerlich aus, weil du dir immer bewundernde Blicke zuwirfst, sobald du an einer sich spiegelnden Oberfläche vorbei stolzierst," versetzte Heike und verspürte einen fast unwiderstehlichen Drang, ihm in die blasierte Fresse zu polieren.

"Ich wollte vorhin ja nichts sagen," fing Barbara an, "aber seit wann trägt Bert diesen unsäglichen Fiffi? Das ist echt peinlich!"

"Die einen sagen peinlich, er nennt es eine berechenbare Frisur. Er ist eitel geworden, seitdem nicht mehr alles so funktioniert, wie es sollte," erklärte Gerlind und machte mit dem Zeigefinger eine eindeutige Bewegung am Hosenbund. "Sein Allgemeinbefinden läßt abends gerade noch das Halten der Fernbedienung zu."

Laura, der solche Anzüglichkeiten äußerst unangenehm waren, füllte Chips in eine Schale und stellte Sektgläser auf den Tisch. "Sollten wir nicht mal im Wohnzimmer nachsehen?"

"Ach was." Barbara winkte ab. "Die schenken sich beide nichts! Schließlich hat sie die Hormone auch ohne sein Wissen geschluckt."

Thomas stand auf und ging mit auf dem Rücken verschränkten Armen vor Heike auf und ab. Er tat, als hätte er ihre Worte nicht gehört. "Sport-Tom ist keine Mutter und Kind Klitsche. Bei mir arbeiten only powerful-People, you know?"

Oh nein, dachte Heike, jetzt verfällt er wieder in sein Denglisch, das er ja soo trendy findet!

"Ich kann in meinem Staff keine Truschen mit Wasser in den Beinen gebrauchen! Die People, die zu mir kommen sollen denken: Whow! What a perfekt body!"

Heike fühlte sich plötzlich in ihre Schulzeit zurückversetzt. Ihr Rektor hatte die gleiche Angewohnheit auf und ab zu marschieren, während er seine Schüler runterputzte. Unwillkürlich musste sie grinsen.

"Kann ich hier mit meiner Schrankwand einziehen?" fragte Wilhelm, der einen Schalter am Kühlschrank drückte, woraufhin dieser, sehr zu seiner Freude, ratternd Eiswürfel ausspuckte.

"Du Spinner bewohnst eine 200qm Wohnung in der Villa deiner Eltern, inklusive Personal und schwärmst von meiner Garage? Das Verfallsdatum deiner Jugend ist mit 42 abgelaufen, mein Freund. Daran ändert deine gefärbte Jimmy-Hendrix-Gedenk-Mähne auch nichts."

Bei diesen Worten fuhr sich Bert mit gepreitzten Fingern übers Haupt und sagte ablenkend: "Ich wette, diese Garage hat noch kein Fahrzeug von innen gesehn, stimmts?" Sein Einwand fie der allgemeinen Nichtbeachtung zum Opfer.

„Wir haben doch alle unsere kleinen Geheimnisse, oder Arnold?“ Wilhelm warf jedem eine Flasche Bier zu und fuhr an Bert gewandt fort: „Kennst du den Club ‚One for You – One für Me’? Ein sehr elitärer Swingerclub. Als ich Laura und Arnold dort traf, hat mich fast der Schlag getroffen!“

„Was bist du doch für ein armseliger kleiner Scheißer! Dieses Gelaber hör ich mir keine Sekunde länger an!“ Heike lachte schwach, keine Erheiterung im ton, nur Bitterkeit und stand auf. „Hiermit erkläre ich unsere Bezieh.. – Verzeihung – Farce für beendet.“ Sie warf eine Praline in die Luft und fing sie geschickt mit dem Mund auf. Dann stolzierte sie in Richtung Küche

Leidenschaft | pommesrot um 10:55h | Kein Kunde | Appetit?