Mittwoch, 7. September 2005
Beamtenwillkür
Autozulassung
Montag, 04. Juli
Schon um 6:58 trifft Lagerist Erwin B. in der Kraftfahrzeugzulassungsstelle Burgdorf Weststadt ein, wo der Schalterbetrieb um 8 Uhr beginnt. Seine Pünktlichkeit wird nicht belohnt. 262 Mitbürger waren schneller.
9:06 Uhr: Durch das Spalier der schwitzenden Warteschlange - Sitzplätze gibt es nur 16 - bahnt sich Amtsinspektor Alfred Köppel mit eisiger Mine seinen Weg zur Öffnung der Büroräume. Der seit halb sechs wartenden Nummer 3 der Warteschlange, raunt Köppel nach einem flüchtigen Blick auf dessen Dokumente, noch ein nachsichtiges "Nutzfahrzeuge Nachmittags!" zu und verschwindet in seinem Büro.
9:28 Uhr: Aufruf des Antragstellers Nummer eins, der auf dem Gelände übernachtet hatte.
9:29 Uhr: Antragsteller Nummer eins verlässt als gebrochener Mann den Amtsraum. Die Zündschlüssel für sein Fahrzeug werden später zusammen mit einem Abschiedsbrief und einer ungültigen ASU-Bescheinigung am Ufer des Irenensees gefunden.
11:38 Uhr: Der maschinelle Stempel auf Erwin B's Versicherungsdoppelkarte wird von Amtsinspektor Köppel als mögliche Fälschung moniert. Beim Versuch, unanfechtbaren Ersatz zu beschaffen, wird Erwin B. auf dem Weg zur Versicherungsagentur wegen überhöhter Geschwindigkeit in einem nicht zugelassenen Fahrzeug vorläufig festgenommen.
Donnerstag, 07. Juli
Nach einer unruhigen Nacht vor dem Hauptportal des Straßenverkehrsamtes, in der Erwin B. immerhin auf Platz fünfzehn vorstoßen konnte, sickert durch, dass Donnerstags neuerdings nur noch Krafträder bis 500 ccm, sowie landwirtschaftliche Zugmaschinen mit ungeradem Baujahr bearbeitet werden.
Freitag, 08. Juli
Gegen 12:07 Uhr gelingt Erwin B. überraschend der Vorstoß an den Schreibtisch von Amtsinspektor Köppel. Der vorherige Antragsteller musste das Zulassungsverfahren für seine nicht mehr fabrikneue Borgward Isabella nach 40 Jahren vorzeitig abbrechen, weil Neuwagen ohne Katalysator nicht mehr zugelassen werden. Da die Antragsfrist werktags um 12 Uhr endet, kommt es nur noch zu einer mürrischen Begrüßung zwischen Erwin B. und Köppel und dem Verweis auf die Bürozeiten der nächste Woche. Erwin B. beschließt, diesmal alle anderen Antragstellern zuvor zu kommen.
Montag, 11. Juli
Nach einem tristen Wochenende im engen Garderobenschrank der Amtsräume hat Erwin B. an Startnummer eins kein Glück. Der bestens ausgeruhte Amtsinspektor erkennt auf einen Blick die nachlässige Entgratung der Bohrlöcher auf den alten Nummernschildern, sowie das teilweise unleserliche Datum auf der Abmeldebescheinung. Zu allem Unglück fällt Köppel über eine gravierende Unregelmäßkeit in den Antragsdokumenten. Erwin B.s kürzlicher Umzug vom Önkelstieg 31 nach 31b gehe aus den letzten ASU-Berichten nicht hervor. Aus einer menschlichen Regung heraus verzichtet Köppel zwar auf Strafverfolgung dieser Tatbestände, muss den Antrag natürlich dennoch ablehnen.
Dienstag, 12. Juli, 7:17 Uhr
Amtsleiter Köppel lehnt unter Hinweis auf das fehlende polizeiliche Führungszeugnis des Vorbesitzers, sowie die verjährte Unbedenklichkeitsbescheinigung für die selbstklebende Parkmünzbox, den gesamten Zulassungsantrag erneut ab.
7:31 Uhr: Drei entsicherte Eierhandgranaten mit gültiger Nato-Prüfplakette rollen vom Hauptportal kommend mit hohlem Geräusch durch den sorgsam gebohnerten Flur der Kraftfahrzeugzulassungsstelle. Vier Sekunden später erschüttert eine gewaltige Detonation den historischen Marktplatz.
7:54 Uhr: Das Straßenverkehrsamt Burgdorf ist nicht mehr. Aus rauchenden Trümmern befreien sich verwirrte Menschen ohne Hoffnung. Antragsteller, wie Du und ich, die nur mal ein Kraftfahrzeug anmelden wollten.
(Stenkelfeld)
Hat nicht jeder von uns schon mal über Handgranaten nachgedacht?
Montag, 04. Juli
Schon um 6:58 trifft Lagerist Erwin B. in der Kraftfahrzeugzulassungsstelle Burgdorf Weststadt ein, wo der Schalterbetrieb um 8 Uhr beginnt. Seine Pünktlichkeit wird nicht belohnt. 262 Mitbürger waren schneller.
9:06 Uhr: Durch das Spalier der schwitzenden Warteschlange - Sitzplätze gibt es nur 16 - bahnt sich Amtsinspektor Alfred Köppel mit eisiger Mine seinen Weg zur Öffnung der Büroräume. Der seit halb sechs wartenden Nummer 3 der Warteschlange, raunt Köppel nach einem flüchtigen Blick auf dessen Dokumente, noch ein nachsichtiges "Nutzfahrzeuge Nachmittags!" zu und verschwindet in seinem Büro.
9:28 Uhr: Aufruf des Antragstellers Nummer eins, der auf dem Gelände übernachtet hatte.
9:29 Uhr: Antragsteller Nummer eins verlässt als gebrochener Mann den Amtsraum. Die Zündschlüssel für sein Fahrzeug werden später zusammen mit einem Abschiedsbrief und einer ungültigen ASU-Bescheinigung am Ufer des Irenensees gefunden.
11:38 Uhr: Der maschinelle Stempel auf Erwin B's Versicherungsdoppelkarte wird von Amtsinspektor Köppel als mögliche Fälschung moniert. Beim Versuch, unanfechtbaren Ersatz zu beschaffen, wird Erwin B. auf dem Weg zur Versicherungsagentur wegen überhöhter Geschwindigkeit in einem nicht zugelassenen Fahrzeug vorläufig festgenommen.
Donnerstag, 07. Juli
Nach einer unruhigen Nacht vor dem Hauptportal des Straßenverkehrsamtes, in der Erwin B. immerhin auf Platz fünfzehn vorstoßen konnte, sickert durch, dass Donnerstags neuerdings nur noch Krafträder bis 500 ccm, sowie landwirtschaftliche Zugmaschinen mit ungeradem Baujahr bearbeitet werden.
Freitag, 08. Juli
Gegen 12:07 Uhr gelingt Erwin B. überraschend der Vorstoß an den Schreibtisch von Amtsinspektor Köppel. Der vorherige Antragsteller musste das Zulassungsverfahren für seine nicht mehr fabrikneue Borgward Isabella nach 40 Jahren vorzeitig abbrechen, weil Neuwagen ohne Katalysator nicht mehr zugelassen werden. Da die Antragsfrist werktags um 12 Uhr endet, kommt es nur noch zu einer mürrischen Begrüßung zwischen Erwin B. und Köppel und dem Verweis auf die Bürozeiten der nächste Woche. Erwin B. beschließt, diesmal alle anderen Antragstellern zuvor zu kommen.
Montag, 11. Juli
Nach einem tristen Wochenende im engen Garderobenschrank der Amtsräume hat Erwin B. an Startnummer eins kein Glück. Der bestens ausgeruhte Amtsinspektor erkennt auf einen Blick die nachlässige Entgratung der Bohrlöcher auf den alten Nummernschildern, sowie das teilweise unleserliche Datum auf der Abmeldebescheinung. Zu allem Unglück fällt Köppel über eine gravierende Unregelmäßkeit in den Antragsdokumenten. Erwin B.s kürzlicher Umzug vom Önkelstieg 31 nach 31b gehe aus den letzten ASU-Berichten nicht hervor. Aus einer menschlichen Regung heraus verzichtet Köppel zwar auf Strafverfolgung dieser Tatbestände, muss den Antrag natürlich dennoch ablehnen.
Dienstag, 12. Juli, 7:17 Uhr
Amtsleiter Köppel lehnt unter Hinweis auf das fehlende polizeiliche Führungszeugnis des Vorbesitzers, sowie die verjährte Unbedenklichkeitsbescheinigung für die selbstklebende Parkmünzbox, den gesamten Zulassungsantrag erneut ab.
7:31 Uhr: Drei entsicherte Eierhandgranaten mit gültiger Nato-Prüfplakette rollen vom Hauptportal kommend mit hohlem Geräusch durch den sorgsam gebohnerten Flur der Kraftfahrzeugzulassungsstelle. Vier Sekunden später erschüttert eine gewaltige Detonation den historischen Marktplatz.
7:54 Uhr: Das Straßenverkehrsamt Burgdorf ist nicht mehr. Aus rauchenden Trümmern befreien sich verwirrte Menschen ohne Hoffnung. Antragsteller, wie Du und ich, die nur mal ein Kraftfahrzeug anmelden wollten.
(Stenkelfeld)
Hat nicht jeder von uns schon mal über Handgranaten nachgedacht?
Allerweltskrams
| pommesrot
um 19:28h
| 6 Kunde
| Appetit?
lady.death1,
Donnerstag, 8. September 2005, 10:08
Ja - ich vorgestern beim Umschreiben meines Gewerbescheins *grrr*
:)
:)
bs1ffm,
Donnerstag, 8. September 2005, 13:08
ramirez,
Donnerstag, 8. September 2005, 16:44
Natürlich hab ich das. Handgranaten, Maschinengewehre, Baseballschläger - you name it.
Mein Süßer und ich sind uns allerdings in einem einig: Auswandern ist die weitaus aggressionsfreiere Methode. Und bietet - je nach Wahl des Zielortes - durchaus auch Vorteile außerhalb des behördlichen Bereiches.
Aber man möge sich erstmal vorstellen:
Es gibt Länder, da gibt es gar kein Einwohnermeldeamt...!!! *verträumtblick*
Mein Süßer und ich sind uns allerdings in einem einig: Auswandern ist die weitaus aggressionsfreiere Methode. Und bietet - je nach Wahl des Zielortes - durchaus auch Vorteile außerhalb des behördlichen Bereiches.
Aber man möge sich erstmal vorstellen:
Es gibt Länder, da gibt es gar kein Einwohnermeldeamt...!!! *verträumtblick*
mark793,
Donnerstag, 8. September 2005, 16:50
Hm,
aber da gibt's in der Regel kein knackiges Vollkornbrot oder vernünftige Frühstücksbrötchen.
Ich bin da relativ illusionslos, dass ich auch in anderen Weltgegenden genügend Haare in der Suppe fände, sobald ich dort meinen Hauptwohnsitz hätte...
Ich bin da relativ illusionslos, dass ich auch in anderen Weltgegenden genügend Haare in der Suppe fände, sobald ich dort meinen Hauptwohnsitz hätte...
ramirez,
Freitag, 9. September 2005, 18:15
Schon richtig.
Irgendwas fehlt einem immer. Frei nach dem Motto: "The gras is always greener on the other side!" Aber so lange es sich um Vollkornbrot handelt: Man bekommt dort die Zutaten und Backöfen gibt's da auch...
Ergo: Es ist eine Frage der Prioritätensetzung. Oder besser gesagt: Man sollte sich darüber klar werden, welches Übel für einen selbst das kleinere ist. Gerade in Zeiten einer Bundestagswahl, die ihren Namen nicht verdient (denn was nützt mir eine Wahl, wenn eine Option beschissener ist als die andere?) und mit der Aussicht, dass wir hier sowieso nicht den Ar*** hochkriegen werden, weil es in unserer Politik einfach an allem krankt, da kann man schon mal den ein oder anderen Gedanken an Fahnenflucht verschwenden.
Ergo: Es ist eine Frage der Prioritätensetzung. Oder besser gesagt: Man sollte sich darüber klar werden, welches Übel für einen selbst das kleinere ist. Gerade in Zeiten einer Bundestagswahl, die ihren Namen nicht verdient (denn was nützt mir eine Wahl, wenn eine Option beschissener ist als die andere?) und mit der Aussicht, dass wir hier sowieso nicht den Ar*** hochkriegen werden, weil es in unserer Politik einfach an allem krankt, da kann man schon mal den ein oder anderen Gedanken an Fahnenflucht verschwenden.