Dienstag, 17. April 2007
Irgendwann würde es ihr Zuhause sein. Heike zweifelte keine Sekunde daran, dass sie schwanger war. Sobald sie die Gewissheit in Form des Mutterpasses in Händen hielt, würde sie sich Gottfrieds Mutter zur Verbündeten machen. Der Rest würde ein Kinderspiel werden.
Sie liefen schweigend weiter, bis ein Herz zerreißendes Jaulen die Stille durchbrach. Was war das? Sie folgten dem Jaulen und waren zutiefst erschüttert über den Anblick, der sich ihnen bot: Drei Welpen verschiedenster Bauarten lagen in einen großen Pappkarton hinter einer Hecke. Ein Schäferhund, ein Dackel und ein Bernhardiner. Auf den ersten Blick schienen sie reinrassig zu sein. Jemand hatte den Kleinen die Pfoten mit Kabelbindern
zusammen gebunden. Ein schrecklicher Anblick. Arnold zückte sein Taschenmesser und befreite die Hunde von ihren Qualen.
„Was für ein gefühlloses Schwein muss man sein, um so etwas zu tun“, sagte Laura fassungslos.
„Wir nehmen die drei jetzt mit nach Hause. Sie haben sicher Hunger und Durst“, meinte Arnold.
„Was fressen Welpen denn so?“, fragte Laura und nahm den Bernhardiner auf den Arm, der leise winselte.
„Ich ruf gleich bei Dieter vom Yachtclub an. Der ist Jäger, der wird das wissen, komm“.
Beiden war klar, dass sie die Hunde nie wieder hergeben würden.
„Sind eigentlich Hunde in Dänemark erlaubt?“
„Keine Ahnung. Auf alle Fälle werden wir ein größeres Auto brauchen“.
„Meinst du, wir sollten es noch mal mit der Eheberatung versuchen?“ Laura setzte sich auf das nasse Gras und nahm jetzt alle drei Hunde auf den Schoß. „Das letzte Mal hatte sie uns zu dem Besuch im Swingerclub geraten.“
Arnold setzte sich dazu und nahm ihr den Dackel ab. „Meinst du nicht, dass wir unsere Probleme selbst in den Griff bekommen ohne überbezahlten Therapeuten Geld in den Rachen zu werfen?“
Arnold hob abwehrend die Hand, als Laura zu sprechen ansetzte. „Es geht mir nicht ums Geld, dass weißt du. Fakt ist, dass du Probleme nur dann erkennst, beziehungsweise siehst, wenn sie dir von einem promovierten Wichtigtuer unter die Nase gerieben werden. Dein Gesicht hätte ich sehen wollen, wenn der Vorschlag mit dem Swingerclub von mir gekommen wäre! Du hättest mich höchstens als perverse Sau beschimpft!“
Konsterniert hob Laura den Kopf. Er hatte den Nagel auf den Kopf getroffen, das war nicht zu leugnen.
Leidenschaft | pommesrot um 16:20h | Kein Kunde | Appetit?
Dienstag, 20. März 2007
Sie fesselte ihn leicht wie gestern Abend an die Gitterstäbe des Bettes, sodass sich sie die Macht über ihn und die Verhütung hatte. Wie einfach Männer doch gestrickt waren, dachte sie und lachte leise.
„Ich sollte wieder als Fotografin arbeiten“, sagte Laura. Sie hatten sich zu einem klassischen Sonntagsspatziergang entschlossen.
„Nur zu. Es gibt nichts Schlimmeres als gelangweilte Ehefrauen. Ich weiß das aus Erfahrung.“
Laura spürte schon wieder Wut in sich aufsteigen. Manchmal war Arnold so sensibel wie Mike Tyson im Boxring. „Bei deinen Ansprüchen machst du es mir bestimmt nicht leicht. Es ist nicht meine Schuld, dass wir keine Kinder haben“.
„Das musste ja kommen! Wir hatten das Thema ist doch ein für alle Mal ad acta gelegt. Warum fängst du immer wieder davon an? Es zeugt jedenfalls zeugt von deinem ungeheurem Einfühlungsvermögen.“
Arnolds Zwillingsbruder ist mehrfach schwerstbehindert zur Welt gekommen und hatte nur wenige Minuten zu leben. Seine Eltern hatten es ihm bis zum 15ten Lebensjahr verheimlicht. Das Bild von ihm trug er immer bei sich. Da die Krankheit vererbbar war, hatte er sich zur Sterilisation entschlossen. Laura hatte mit Engelszungen auf ihn eingeredet, dass sie das Risiko auf sich zu nehmen bereit war, aber mit Arnold war nicht zu reden. Er fühlte sich nach wie vor schuldig am Tod seines Bruders.
Heike zog sich leise an und zog die Zimmertür hinter sich zu. Sie hatte eine Nachricht auf dem Kopfkissen hinterlassen: ‚Es war sehr schön, wir sehen uns in Dänemark! Kuss Heike’ Jetzt hieß es, sich rar machen. Nur nicht klammern. Gottfried sollte sich nach ihr verzehren.
Leidenschaft | pommesrot um 08:36h | Kein Kunde | Appetit?
Mittwoch, 21. Februar 2007
„Guten morgen, mein Schatz. Ich hoffe, du hast gut geschlafen“.
Laura war schlicht überwältigt. Nach dem ruppigen Abgang gestern Nacht! Hatte er etwa auch ein schlechtes Gewissen?
„Ich muss dir…,“ fingen beide gleichzeitig an, als sie sich gesetzt hatten.
„Fang du an“.
„Nein, du“.
„Also gut. Ich wollte dir gestern nicht wehtun. Ich wollte einfach in Ruhe schlafen. Außerdem war ich noch sauer auf dich.“
„Ich habe mich gestern den ganzen Tag daneben benommen. Mein Rumgezicke ist nur schwer zu ertragen. Ich hasse mich selbst dafür, aber manchmal kann ich nicht aus meiner Haut“.
„Ich weiß, dass meine Mutter schwierig bis hochgradig prätentiös ist. Affig, halt. Die Idee mit dem Wetteinsatz finde ich bei Lichte betrachtet richtig witzig. Wir werden eine Lösung dafür finden“.
„Wollen wir zu dir oder zu mir?“, fragte Laura lachend.
„Doppelt hält besser, pflegte mein alter Lehrmeister immer zu sagen. Also zu dir. Diesmal werde ich dich auf Händen tragen.“ Arnold schulterte kurzerhand die verdutzte Laura und trug sie wie einen Sack Kartoffeln nach oben.
„Bert!“, rief Susanne, als sie die Küche betrat, „wollen wir in der Alten Wache frühstücken? Die bieten heute so ein ‚Eat as much as you can’ für 15 Euro an. Das wär’ doch was für dich, oder? Damit hätten wir dann gleich das Mittagessen gespart, und ich müsste nicht kochen. Bert, hörst du?“, Susanne ging ins Wohnzimmer und sah, dass die Couch leer war. Am Fernseher klebte ein Post-it. ‚Bin spazieren, warte nicht auf mich, Bert’ las Susanne.
Bert war schon wieder laufen? Ihr Bert, der Bewegungsallergiker? Susanne nahm den Zettel und schrieb drunter: Dito! Und klebte ihn wieder an den Fernseher. Dann schnappte sie sich die Autoschlüssel und fuhr zum Frühstücken zur Alten Wache. Es war ihr sowieso lieber, alleine zu sein. Sie musste über Elsas Angebot in Ruhe nachdenken.
Elsa hatte das Geschäft ihres dritten Ehemannes, Mr. Coleman, nach seinem Tode übernommen. Eine Boutique für Übergrößen am legendären Oceans Drive in Fort Lauderdale. Nun sollte Susanne die Geschäftsführung übernehmen, da Elsa mit ihrem neuen Lebensgefährten, Mr. Smith (das konnte unmöglich sein wirklicher Name sein!), eine Weltreise mit der Queen Mary II plante. Elsa wollte sich vor Ort um alle Formalitäten, sowie Tickets kümmern.
Susanne hatte sich bereits entschieden. Nur, wie konnte sie Bert die Sache klar machen, ohne dass sie ihn zutiefst verletzte? Beim Essen reifte der Gedanke, dass eine Grundsatzdiskussion unausweichlich wurde. Jawohl. Am Ende würde er einsehen, dass beide Zeit zum Nachdenken bräuchten, und räumlicher Abstand würde das erleichtern. Elsa erwartete sie Mitte September. Bis dahin sollte sie alles geregelt haben. Sie war sehr zufrieden mit sich, als sie zur Feier des Tages einen Prosecco bestellte.
Leidenschaft | pommesrot um 18:24h | 3 Kunde | Appetit?
Sonntag, 11. Februar 2007
Nachdem Bert seine Liste fertig gestellt hatte, hat er sein Haarteil im Garten verbrannt. Nun stand er mit einer riesigen Sonnenbrille, die fast sein ganzes Gesicht verbarg, getarnt im Sprotstudio..
„Hör zu, eure Trennung oder was auch immer geht mich nichts an. Ich bin hier, weil ich einen von dir erstellten Fitness-Kompass möchte. Ich will auf 95 Kilo runter, und zwar in drei Monaten. Schaffst du das?“ Es war die längste Rede, die Thomas je von Bert gehört hatte. Schnell wurde er professionell.
„Darf ich das via Internet dokumentieren? Dann komme ich dir mit dem Preis entgegen.“
„Nur zu.“ Bert war zu allem bereit.
„Wir werden dich jetzt wiegen, messen und deinen persönlichen Body-Maß-Index erstellen. Dann setzt du dich auf diesen Ergometer, klemmst dir diese Dinger ans Ohr und fährst 20 Minuten gegen 60 Watt. Anschließend versuchen wir den Crosstrainer und dann geht es auf die Fitnessstraße zu den Gewichten. Du sagst mir, welche Geräte dir liegen, und welche nicht. Ich erstelle den Ablauf und du kommst dreimal pro Woche. Den Ernährungsplan stellt dir Steffi zusammen. Alles klar?“ Thomas kritzelte wie ein Besessener auf eine Karteikarte herum und Bert antwortete zaghaft: „Nicht so ganz, ehrlich gesagt.“
„Zimmerservice, Aspirin reichlich und schnell, bitte. Suite 112“, nuschelte Barbara in den Telefonhörer, bevor sie richtig wach wurde. Es kümmerte sie nicht, dass sie komplett bekleidet und mit verschmiertem Make-up im Bett lag, als das Zimmermädchen die Suite betrat. Barbara was sehr beliebt bei den Angestellten. Sie war unkompliziert und großzügig. Das eine oder andere Mal hatte sie in der Bar bis in den frühen Morgen hinein Chansons in bester Streisand-Manier geschmettert. Gelegentlich hatte sie alle Mitarbeiter, die keinen Dienst hatten, in eine Karaoke-Bar eingeladen. Sogar die Hoteldirektion drückte ein Auge zu, da nicht selten einer der Manager dabei gewesen ist.
„Soll ich sie zur Massage anmelden?“ fragte Karo, das Zimmermädchen, fürsorglich.
„Was ich brauche nennt sich Komplettsanierung. Bringen sie mir bitte ein Frühstück mit allem, was die Küche zu bieten hat. Ich entscheide dann, was ich möchte. Danach werde ich den Sauna- und Wellnessbereich für mich alleine beanspruchen. Hängen sie das übliche Schild auf. Ich kann unmöglich jetzt schon festlegen, ob mir der Sinn zuerst nach Maniküre, Pediküre, Körperpeeling oder Thalassobad steht. Der Aryuweda-Mensch soll sich ebenfalls bereithalten. Danke vorerst.“
Leidenschaft | pommesrot um 18:28h | 2 Kunde | Appetit?
Dienstag, 26. Dezember 2006
„Hier ist es viel gemütlicher als im Wohnzimmer. So ein Wasserbett hat was!“, rief sie ihm zu. Ihm sollte hören und sehen vergehen. Sie würde hier und jetzt all ihre Verführungskünste sprichwörtlich an den Mann bringen.
Unschlüssig stand Arnold im Flur. Sollte er doch wieder zu ihr reingehen? Er kam sich schäbig vor, weil er sie so unschön hatte abblitzen lassen. Nein, Strafe musste sein. Er würden morgen früh ein wunderbares Frühstück zaubern und dann war immer noch Zeit zum reden.
Laura hatte sich ein Buch vom Nachttisch geschnappt und starrte hinein, ohne eine Zeile zu lesen. Was für ein Scheißtag! Nichts ist so gekommen, wie sie es geplant hatte. Die unnötigen Streitereien und dann auch noch Dänemark! Warum musste ausgerechnet Gottfried so darauf pochen? Hatte er alles vergessen? O. K., Susanne hatte sich tausendmal für ihre Erpressungsversuche entschuldigt, aber vergessen würde Laura das nie im Leben.
Leidenschaft | pommesrot um 09:32h | Kein Kunde | Appetit?
Dienstag, 12. Dezember 2006
Sie würde selbstredend seinen Namen annehmen, immerhin stand der Name für ein Imperium. Ihr Nachwuchs würde die besten Schulen des Landes besuchen. Vielleicht aber auch ein internationales Internat in der Schweiz…
„Ich denke, es spricht nichts gegen einen kleinen Absacker. Fühl dich wie zu Hause“.
„Ähh, was?“ Heike erschrak. Sie war ganz in ihren Träumen versunken.
Gottfried ließ klirrend Eiswürfel in die Gläser fallen, und mixte aus verschiedenen bunten Flaschen zwei Cocktails. Die Aussicht, mit Heike heute das Bett teilen zu können, schien ihm so nach und nach gar nicht mehr so unangenehm. Ihre Affäre war zehn Jahre her und es ist nicht der schlechteste Sex gewesen.
In der letzten Zeit kochte seine Libido auf Sparflamme. Manchmal war er es regelrecht leid, Mädchen anquatschen zu müssen. Immer dasselbe Rumgeeier, bis es endlich zur Sache gehen konnte. Was interessierte ihn, dass Jennifers Kater wegen eines Tumors eingeschläfert werden musste, oder dass Charlottes Vater von ihr verlangte, ein Fahrtenbuch zu führen, obwohl er ihr das Auto zum Abitur geschenkt hatte.
Leidenschaft | pommesrot um 19:24h | Kein Kunde | Appetit?
Sonntag, 3. Dezember 2006
Leidenschaft | pommesrot um 20:48h | 2 Kunde | Appetit?
Arnold verstand es, den Gemüsesorten Leben einzuhauchen, so dass sich der eine oder andere wohl gesonnene Leser als Rettich oder Kartoffel wieder finden konnte. Unter den Leserbriefen sind nicht selten Heiratswünsche dabei!
Bert saß grübelnd auf der Couch im Wohnzimmer. Sind das die sprichwörtlichen Trümmer einer Ehe? Er war mit seinen 45 Jahren der Älteste im Bunde und konnte außer einem maroden Reisebüro nichts vorweisen. Wie hatte es so weit kommen können? Seine Gedanken nahmen immer deutlichere Formen an. Bis zum Dänemark-Urlaub waren es noch drei Monate. Er schwor sich, bis dahin sein Leben von Grund auf umgekrempelt zu haben. Wie hatte Gottfried ihn genannt, schluffig? Pah!
Er holte einen Block und eine Bleistift, um sein Vorhaben schriftlich festzuhalten. Er hatte mal gelesen, dass man seine Ziele konkret formulieren und niederschreiben sollte, damit sie nicht in Vergessenheit geraten. Er erstellte einen Zehn-Punkte-Plan:
1. Gewicht von 135 kg auf 90 kg reduzieren.
Frommer Wunsch, aber wie? Natürlich! Sport-Tom! Gleich morgen werde ich meinen persönlichen Fitness-Kompass erstellen lassen. Was Heike kann, kann ich schon längst. Das Sportstudio hat sicher auch an Sonntagen auf.
2. Reisebüro aufgeben!
Selbst wenn Gottfried einen Aufschub durchdrücken würde, was hätte er damit gewonnen? Eben nichts weiter als einen Aufschub. Das dicke Ende kommt sowieso. Dann lieber gleich weg mit Dreck.
Und Dann? In der letzten ‚Tourismus Heute’ war eine Stellenausschreibung, die genau auf Bert zugeschnitten war. Nordic Tours suchte einen Reiseleiter und Entertainer für Kreuzfahrten für das gesetzte Alter. Bergen-Krikenes-Trondheim, ein Traum! Ein Blockhaus in Norwegen, ein Traum!
Nordic Tours hatte neulich zu einem skandinavischen Abend eingeladen und das neue Flagschiff der Hastig-Routen, die Hensvik, vorgestellt. Bei der Gelegenheit hatte er sich ausführlich mit einem der Geschäftsführer, Herrn Olsen, gesprochen. Er würde sich sicher an ihn erinnern. Seine Karte müsste noch in Berts Brieftasche sein.
3. Swinger Club besuchen!
Aber erst, wenn er die 100-Kilo-Schallmauer durchbrochen hat.
4. Susanne auf den Pott setzen!
Entweder sie spielte nach seinen Regeln, oder sie würden sich trennen müssen. Viel zu lange schon hatte er sich von gängeln lassen. Hielt sie ihn tatsächlich für so bescheuert? Glaubte sie, er wisse nichts von ihren heimlichen Telefonaten mit Elsa? Die Einzelgesprächsnachweise sprachen Bände! Von den diversen Chat-Rooms in denen sie sich stundenlang tummelte mal ganz zu schweigen. Susanne vergaß regelmäßig, die Abfolge der zuletzt besuchten Internetseiten zu löschen. Obwohl Nahe liegender war, dass sie nicht wusste, wie man das macht.
Und dann diese außerordentliche Konsumbereitschaft, kurz Kaufsucht! Als ob er Geld scheißen könnte! Diese unsinnigen Geschenke zu allen möglichen Anlässen. Von meinem Geld! Letztes Jahr zu Ostern hatte sie sie mit “168 CD’s mit allen wichtigen Aufnahmen der Jazzgeschichte“ überrascht. Er hasste Jazz! Für ihn war das organisierter Krach, bei dem die Musiker gleichzeitig anfingen und aufhörten. Zum Geburtstag gab es eine Hundeleine mit integriertem Regenschirm für den Flocki, dessen laut Gebrauchsanweisung ‚rechteckige Form’ ihm, also Bert, viel Beinfreiheit verschaffen würde. Sie hatten gar keinen Hund! Und Bert hatte sich strickt geweigert, mit Susanne ins Tierheim zu fahren.
Die Krönung war das Kugelaquarium mit Wartungskit, ein Filtersystem, dass das Wasser angeblich über Monate kristallklar hält und sofort einsatzbereit ist. Der Goldfisch wurde in einem Gefrierbeutel nachgereicht. Dass es nur einer war, fand er bezeichnend für ihre Ehe, denn es handelte sich um ein Geschenk zum 19ten Hochzeitstag.
Er beschloss, abzuwarten, ob sie seine Veränderung bemerken würde und bereit wäre, sich ihm anzuschließen. Nach der Dänemarkreise würde er Tacheles mit ihr reden.
5. Klavierunterricht nehmen!
Sollen doch alle über Richard Claydermann lachen. Er mochte die Musik und würde alle darum geben, die Ballade pour Adeline spielen zu können.
6. Keine Zigarren mehr!
Richtig geschmeckt haben sie ihm nie. Er fand, es verlieh ihm einen Hauch von Chefetage.
7. Klamotten selber kaufen!
Er hasste die Bundfaltenhosen, die Susanne für ihn kaufte, und die unsäglich bunten Hemden – ach Schatz, die lenken von deiner dicken Plautze ab, und du siehst ein bisschen aus wie Jürgen von der Lippe – schlugen dem Fass den Boden aus. Aber er fand es deprimierend in Läden für Übergrößen zu gehen.
8. Toupet verbrennen!
Ein schönes Gesicht braucht nun mal mehr Platz, hatte Manfred Krug mal gesagt. Recht hat er!
9. Bücher lesen!
Immer nur Hotel- und Zielgebietsbeschreibungen - ab jetzt nicht mehr. Er wollte sich selber ein Bild davon machen, warum Thomas Mann für “Die Buddenbrooks“ den Nobelpreis bekommen hat.
10. Ernie anrufen!
Seit einem Dreivierteljahr hatte er kein Wort mehr mit ihm gewechselt. Er hatte ihn tief gekränkt, als er ihn beim letzten Treffen einen hoffnungslosen Träumer mit hoher Versagerquote genannt hatte. Dabei hatte Ernie völlig Recht! Das ist Bert heute klar geworden.
Leidenschaft | pommesrot um 15:21h | 4 Kunde | Appetit?
Donnerstag, 30. November 2006
Gottfried seufzte und sagte zum Taxifahrer: „Villa Niedermann, bitte. Und halten sie vorne rechts am Tor.“
Zufrieden lehnte sich Heike zurück und schob ihren Arm unter seinen. „Warum hast du eigentlich nicht euren Chauffeur kommen lassen?“, fragte sie arglos.
Er schaute aus dem Seitenfenster. „Herr Schwartz ist kein Leibeigener. Auch er hat ein Recht auf Feierabend oder Wochenende“, beschied er knapp.
„Willst du noch weg, oder warum ziehst du dich wieder an?“, fragte Laura halb im Spaß, halb enttäuscht. Ihr war nach kuscheln zumute.
„Es war wie immer sehr schön mit dir, aber ich brauche meinen Schönheitsschlaf. Morgen muss ich die Fruchtfolge im Gemüsegarten planen.“, sagte Arnold. „Ich werde mich morgen ums Frühstück kümmern, versprochen.“
Er warf ihr eine Kusshand zu und ging in sein Schlafzimmer.
Obwohl Arnold Leiter einer Supermarktkette war, pflegte er immer noch sein eigenes Gemüse anzubauen. Er hatte mit viel Liebe einen klassischen Bauerngarten angelegt und beherbergte in einem ausgeklügelten Gewächshaus in Hochbeeten neben Cocktailtomaten und Paprika auch Landes untypische Exoten wie Papaya und Orangen.
Leidenschaft | pommesrot um 08:41h | Kein Kunde | Appetit?
Freitag, 24. November 2006
„Wer sind sie, und was haben sie mit meinem Mann gemacht? Du willst freiwillig laufen und sprichst von Völlerei? Du scheinst heute Abend nicht ganz rund zu laufen, finde ich.“ Susanne stackste auf ihren Pumps hinterher. „Nun warte doch! Ich kann nicht so schnell!“
Bert blieb nicht stehen. Er schritt energisch voran und war ganz in Gedanken versunken, als er zu Hause ankam. Er wunderte sich nicht einmal, dass Susanne bereits vor der Tür stand und ein Taxi vor dem Haus wartete.
„Gottfried und Heike konnten sich die Kosten wenigstens teilen“, sagte vorwurfvoll Bert als er mit einem kräftigen Ruck die Haustür aufstieß.
„Aber Barbara ist noch gefahren. Die hatte doch mindestens 2 Promille! Nicht auszudenken, was da alles passieren kann. Was ist das eigentlich für ein merkwürdiges Auto, das sie fährt. Das ist neu, oder?“, schnatterte Susanne eifrig fort. Sie war in bester Lästerlaune.
„Der Panzer nennt sich ′Hummer′. Der wird sie schon heil ins Hotel bringen“, brummte Bert.
„Aber das mit Heike und Gottfried ist doch ein Ding! Sie will ihn bestimmt ins Bett zerren, weil sie nämlich ihre fruchtbaren Tage hat. Heike hat uns vorhin verraten, dass sie heimlich Hormone schluckt, und…“
„Halt endlich dein elendes Schandmaul. Ich ertrage das Gewäsch nicht mehr. Du machst mich krank“, sagte er mit ausgesuchter Verachtung. „Merkst du nicht, wie rasant du dich ins Abseits steuerst? Ich schlaf heute auf dem Sofa. Ich will noch eine Weile nachdenken.“
„Dann eben nicht, du Spaßbremse“, maulte Susanne. Jetzt konnte sie wenigstens in aller Ruhe mit Elsa telefonieren, und musste Bert nicht unnötig deswegen anlügen. Sie brannte darauf, Elsa die Neuigkeiten brühwarm mitzuteilen. In Florida war es jetzt 21 Uhr. Eine gute Zeit für ein ausführliches Gespräch. Susanne nahm sich eine Flasche Weißwein und ein Glas mit nach oben, machte es sich auf dem Bett gemütlich und nahm das Telefon. Die Nummer kannte sie längst auswendig.
„Parken sie bitte meinen Schatz vorsichtig!“, rief Barbara mit schwerer Stimme, als sie dem Nachtportier die Autoschlüssel zuwarf. „Den Fisch aus der Einfahrt schreiben sie bitte auf meine Rechnung.“
Barbara hatte die Einfahrt übersehen und musste über das Rondell ausweichen. Ein großes Buchsbaumgebilde in Form einer Scholle hatte bis eben die Mitte geziert.
Immer wenn Barbara in Ostwestfalen zugegen war, mietete sie sich im Hotel "Zur Scholle" ein. Hier hatte sie seinerzeit die Hochzeitsnacht mit Hans-Jürgen verbracht.
Sie nahm den Privatfahrstuhl zur ihrer Suite, ließ sich auf Bett fallen und schlief augenblicklich in eine komatösen Schlaf.
Leidenschaft | pommesrot um 17:40h | Kein Kunde | Appetit?