Mittwoch, 31. Mai 2006
Ihr Mann A. stand noch unter der Dusche. Also musste L. gleich nochmal das Bad putzen und das ärgerte sie. Sehr sogar! Und das bereits seit 15 Jahren.
Du Arschloch, dachte sie. Kannst du nicht eine Stunde vorher duschen, statt dein bescheuertes Auto jeden Samstag zwei Stunden zu polieren?
Bitterer Geschmack kroch unaufhörlich ihre Kehle hoch. Deshalb genehmigte sie sich noch schnell einen Grappa. Sie trank, um sich in ihrer Haut wohler zu fühlen.
A. dachte nicht daran, sich zu beeilen. Im Gegenteil, er stimmte lauthals das Lied "Highway to Hell" von AC/DC an weil er wusste, dass er sie damit zur Weißglut bringen würde. Sie hatte ihm sicher wieder Klamotten zurecht gelegt, ganz so, als könne er nicht bis drei zählen, geschweige denn, passende Socken anziehen.
(später mehr)
Leidenschaft | pommesrot um 11:15h | Kein Kunde | Appetit?
Dienstag, 30. Mai 2006
„Hoffentlich ist Opa Didi bald wieder gesund“, schmatzte Karen und biss kräftig in ihr Nutellabrot. „Die olle Tante, die jetzt den Bus fährt, ist immer so streng!“
„Er ist bestimmt bald wieder da. Hast du deinen Ranzen schon gepackt? Kaum zu glauben, was ihr in der vierten Klasse schon alles für den Unterricht braucht. Jetzt beeil dich, du musst los.“
Karen schnappte sich den Ranzen und machte sich auf den Weg.
Wie jeden morgen stand Angela in der Tür und winkte ihrer Tochter hinterher, und jedes Mal quoll ihr Mutterherz vor Glück und Stolz über.
Als Angela vor zehn Jahren, im Alter von 41, nach etlichen Fehlversuchen doch noch schwanger wurde, hatte sie beschlossen, sich nach der Geburt ganz der Kindererziehung zu widmen.
Sie ging zurück in die Küche, brühte sich frischen Tee auf und dachte über den Busfahrer nach. Er fuhr seit vier Jahren jeden Tag die Kinder zur Schule, aber Angela wusste im Grunde nur, dass er Hannes Diehsel hieß, immer pünktlich auf die Minute war und bis letzte Woche noch keinen Tag krank war.
Sie hatte keine Ahnung davon, dass er erst 42 Jahre alt und schon verwitwet, da seine Frau vor zehn Jahren, kurz nach ihrer Hochzeit an Krebs gestorben war. Seitdem lebte er völlig zurückgezogen. Er hatte keine Angehörigen und die einzigen Menschen, mit denen er ein paar Worte wechselte, waren die Schulkinder, deren Eltern und einige Nachbarn aus der Schrebergartenkolonie.
Das einzige, was sich in Angelas Gedächtnis eingebrannt hatte, war das schwarze Halstuch, das er jeden Tag und zu jeder Jahreszeit trug. Sie hatte
keinen Schimmer, dass es seiner Frau gehörte und die Narben verdeckte, die die Schlinge der Wäscheleine hinterlassen hatte, beim Versuch, sich umzubringen.
Angela setzte sich mit ihrer Tasse Tee an den Küchentisch und schlug die Tageszeitung auf. Schon wieder ein verschwommenes Phantombild eines Verbrechers. Erst letzte Woche wurde nach einem Pädophielen gefahndet, erinnerte sich Angela. Sie sah sich das Bild genauer an. Das war doch dasselbe Bild wie letzte Woche! Nur deutlicher! Er trug auch keinen Rollkragenpullover. Nein. Es war ein Halstuch! Angelas Magen krampfte sich zusammen. Sie raste zum Telefon und wählte die angegebene Nummer.
„Kriminalpolizei Braunschweig, Hauptkommissar Hoffmann am Apparat.“
„Ja, ich kenn den Mörder, hören Sie? Er fährt unseren Bus und ist schon seit zwei Wochen krank. Heißt es. Und meine Tochter…“
„Jetzt mal der Reihe nach. Verraten Sie mir erst mal ihren Namen und die Adresse.“
„Ich heiße Angela Mainzen, wohne in Buddenstedt, Drosselweg 7. Der Mann auf dem Phantombild sieht aus wie Hannes Diehsel, der Busfahrer. Der trägt auch immer so ein schwarzes Halstuch und …“ Die eisige Stimme Hoffmanns lies Angela innehalten.
„Frau Mainzen“, versetzte Hoffmann, „ Sie wollen allen Ernstes jemanden verdächtigen wegen eines Halstuchs? Der Name Diehsel ist in diesem Zusammenhang schon mehrfach gefallen. Es gab einige besorgte Eltern und Nachbarn. Ich kann Ihnen aber versichern: Herr Diehsel hat mit diesem Verbrechen nichts zu tun! Im Übrigen war er sehr erschüttert über die Beschuldigungen seiner Mitmenschen. Und das mit Recht! Und jetzt
entschuldigen Sie mich, ich habe zu tun.“ Wütend knallte Hoffmann den Hörer auf die Gabel.
Angela stand regungslos im Flur und fühlte sich plötzlich sehr schlecht.
Zwei Tage später beherrschte folgende Schlagzeile den Lokalteil der Tageszeitung: „Busfahrer in Gartenlaube tot aufgefunden – Selbstmord!“ In dem Artikel war zu lesen, dass Hannes Diesel einen Abschiedsbrief hinterlassen hatte, in welchem er die ungeheuerlichen Anschuldigungen anprangerte, bevor er sich die Pulsadern aufgeschnitten hatte.
Leidenschaft | pommesrot um 10:27h | 1 Kunde | Appetit?
Montag, 22. Mai 2006
Falls nichts dazwischen kommt, werde ich mal wieder in die niedersächsische Landeshauptstdt reisen.
Das Problem ist nur mein Geburtstag am Tag darauf.
Leidenschaft | pommesrot um 13:46h | 2 Kunde | Appetit?
Donnerstag, 18. Mai 2006
Leidenschaft | pommesrot um 18:44h | 5 Kunde | Appetit?
Mittwoch, 19. April 2006
Einfach klasse! Mir ging die Arbeit gleich viel leichter von der Hand.
Leidenschaft | pommesrot um 18:57h | Kein Kunde | Appetit?
Dienstag, 18. April 2006
An diesem Donnerstag im November verließ Feddersen sein Büro auf die Minute um 17.30.
Der Pförtner in der Eingangshalle sagte: „Pünktlich wie immer, Herr Feddersen.“
„Stimmt genau“, antwortete Feddersen, und versuchte so verbindlich wie jeden Tag zu lächeln. Innerlich rief er sich zur Ordnung: „Reiß Dich zusammen, verdammt noch mal. Dieses lächerliche eine Mal noch!“ Er bemühte sich, nicht schneller als sonst durch die Halle zu gehen.
Er stieg in den Bus und wechselte gewohnheitsmäßig ein paar Worte mit dem Fahrer Willi Nickmann.
„Schöner Abend heute.“ Ein feiner Schweißfilm überzog seine hohe Stirn und sein Grinsen hatte etwas Kaltschnäuziges.
„Soll aber noch regnen“, gab Nickmann gelangweilt zurück.
„Klugscheißer“, dachte Feddersen, „gut, dass ich Deine dämliche Visage ab morgen nicht mehr sehen brauche“. „Dabei hatten wir in der letzten Zeit eine ganze Menge Regen", kam aus seinem Mund.
Freundlich nickend ging Feddersen weiter und setzte sich auf den gleichen Platz wie jeden Abend. Er starrte in seine Zeitung, ohne ein Wort zu lesen. Um ein Haar hätte er an diesem Abend seine Haltestelle verpasst, denn seine Gedanken kreisten unaufhörlich um den kommenden Tag.
Leidenschaft | pommesrot um 10:40h | 2 Kunde | Appetit?
Montag, 17. April 2006
Er starb im Herbst. Seine Frau folgte ihm im Januar. Die Kinder haben das Haus der Eltern verkauft. Keiner von ihnen brauchte es. Sie hatten selbst je eines. Natürlich viel schöner und größer. Man stand ja in Konkurrenz zueinander und zeigte keine Schwäche. Man ist seines eigenen glückes Schmied, pflegte man in der Familie zu sagen und man hielt sich daran.
Alles aus dem Haus fand seinen Platz in der großen Absetzmulde vor dem Haus. Die gefüllten Einmachgläser aus dem Keller, die Schrankwand, das Porzellan, die vielen weißen, gestärkten Tischtücher und die ebenfalls weißen und gestärkten Kittel, die sie immer trug, um ihre Kleidung beim putzen zu schützen. Sie hatte viel geputzt in ihrem Leben. Der Teppich, der ebenfalls seinen Weg in den Container fand, wies viele Abnutzungsspuren auf. Sie stammten vom Staubsauger, nicht von Gästen.
Ein Jahr nach den Beerdigungen sind die Kinder der evangelischen Kirche beigetreten. Ihre Eltern hätten ihnen das zu Lebzeiten nie verziehen und eine katholische Beerdigung in einer evangelischen Gegend zu organisieren war nicht so einfach.
Es ist, als hätte es sie nie gegeben. Sie haben keine Spuren hinterlassen.
Leidenschaft | pommesrot um 17:21h | Kein Kunde | Appetit?
Montag, 10. April 2006
Ich weiß , dass es ein
Leidenschaft | pommesrot um 21:57h | 11 Kunde | Appetit?
Dienstag, 21. März 2006
Mein Göttergatte wundert sich mal wieder...
Leidenschaft | pommesrot um 10:19h | 10 Kunde | Appetit?
Sonntag, 19. März 2006
„Hier spricht Renate Möller, die Sekretärin ihres Mannes, verzeihen Sie bitte die Störung, aber es ist wichtig.“ Die Stimme Frau Möllers nahm einen hysterischen Klang an, als sie weitersprach: „Ihr Mann ist seit gestern überfällig. Das ist ganz und gar nicht seine Art. Sein Handy ist nicht erreichbar und ohne polizeiliche Anordnung gibt die Lufthansa keine Auskünfte über Passagierlisten. Ich mache mir schreckliche Sorgen!“
Susanna brach ihren Aufenthalt zwar sofort, doch schweren Herzens ab und meldete sich bei der Polizei. Trotz eingehender Recherchen tauchte Werners Name auf keiner Passagierliste auf. In den Nachrichten wurde von erneuten gewaltigen Vulkanausbrüchen auf Java berichtet, denen tausende Menschen zum Opfer fielen.
Zwei Jahre später wurde Werner Borgmann für Tod erklärt. Susanna war froh, dass das unerträglichen Warten auf Nachricht ein Ende hatte. Sie entschied sich dafür, sämtliche Brücken abzubrechen und noch mal neu zu beginnen. Sie verkaufte das Reihenhaus und ließ sich Werners stattliche Lebensversicherung auszahlen. Mit einer Haushaltsauflösung hatte sie sich ihrer gemeinsamen Habseligkeiten entledigt. Die gesamte Kleidung spendete sie dem Roten Kreuz und alle Mitgliedschaften wurden gekündigt. Nichts, sollte sie mehr an Hamburg-Harburg erinnern.
Sie zog nach Meersburg am Bodensee. Dort kaufte sie sich ein 150qm großes Loft mit Dachterrasse in der Altstadt. Unter dem Vorwand, bestohlen worden zu sein, beschaffte sie sich neue Papiere. Fortan nannte sie sich wieder Susanna Di Santes. Werners Unterlagen wie Geburtsurkunde, Taufschein und Versicherungspolicen, sowie sämtliche Fotos und das Stammbuch verbrannte sie feierlich am offenen Kamin.
Endliche hatte sie das Leben gefunden, nachdem sie so lange gesucht hatte. Endlich alleine sein. Frei sein. Keinem Rechenschaft schuldig. Femme fatale spielen. Die rätselhafte, schöne Frau. Begehrt. Umworben. Reich! Keiner ihrer Liebhaber durfte ihre Wohnung je betreten.
Es war ein Montag im September. Der Altweibersommer kündigte sich bereits an. Susanna saß auf ihrer Dachterrasse, hatte eine Flasche Champagner geöffnet und wollte ihren dreißigsten Geburtstag alleine und in Ruhe genießen. Es klingelte an der Tür. Susanna ging verwundert zur Sprechanlage und drückte den Knopf: „Ja? Hallo? Wer ist denn da?“
„Susanna? Bist du es? Hier ist Werner. Dein Mann. Werner Borgmann!“
So klirrend wie die Worte aus dem Lautsprecher zu ihr drangen, gingen sie ihr durch Mark und Bein. Hecktisch hängte sie den Hörer ein. Mit weit aufgerissenen Augen wich sie von der Tür zurück. Werner lebte noch? Das konnte nicht sein! Es sind fast zwölf Jahre vergangen. Ein böser Scherz. Aber was, wenn es stimmt? Und wie hat er mich gefunden?
Sie weigerte sich zu glauben, dass er noch lebte. Sie wollte nicht, dass er noch lebte! Sie konnte Werner in ihrem jetzigen Leben nicht mehr gebrauchen.
Werner hatte Susanna bereits eine Woche lang Tag und Nacht beobachtet, bis er den Mut fasste, bei ihr zu klingeln. Nie war sie ihm schöner vorgekommen. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, als er ihre etwas verzerrte Stimme aus dem Lautsprecher hörte. Mutiger klingelte er noch mal.
„Verschwinden Sie! Mein Mann ist schon lange tot! Lassen Sie mich in Ruhe!“
„Aber Susanna, hör mir doch zu! Ich kann es beweisen! Die Bodega deiner Eltern hieß „La Luna“!“ Werner flehte den Lautsprecher förmlich an.
Ein kalter Schauer rann Susanna den Rücken hinunter. Für den Bruchteil einer Sekunde tat ihr Werner leid. Aber sie blieb hart.
„Hauen Sie ab. Ich glaube Ihnen kein Wort. Da könnte ja jeder hergelaufene Penner kommen. Außerdem kann ich keinen Mann in meinem Leben gebrauchen!“
Werner schlurfte szurück zur Straße. Dort sah er das rote BMW-Cabriolet seiner Frau stehen. Das Verdeck war noch offen. Kurz entschlossen setzte sich Werner hinters Steuer. Liebevoll streichelte er das Lenkrad. Dann überkam ihn heißer Zorn wie eine Flutwelle. Was hatte er durchmachen müssen in all den Jahren. Wochenlang war er damals nach der Vulkankatastrophe von jeglicher Zivilisation abgeschnitten gewesen. Seine Ausreise über die Deutsche Botschaft in Jakarta gestaltete sich als sehr schwierig, da er sein Gedächtnis verloren hatte. Mit Verdacht auf Malaria wurde er in das Hamburger Tropeninstitut eingewiesen. Aufgrund seiner anhaltenden Amnesie verlegte man Werner anschließend in die geschlossene psychiatrische Abteilung von Dr. Schüttler in Hamburg. Er versuchte mittels Hypnose, die Erinnerungen wach zu rütteln. Durch die zahlreichen Sitzungen entstand ein beinahe freundschaftliches Verhältnis zwischen ihnen.
All diese Erinnerungen schossen Werner durchs Bewusstsein. Alleine konnte er diese Situation nicht bewältigen. Er musste zurück zu Dr. Schüttler nach Hamburg. Aber wie? Er ist heimlich aus der Klinik verschwunden. Aufgrund der durchschlagenden Erfolge der Hypnosesitzungen ist er vor vier Wochen auf die offene Station verlegt worden und hatte somit die Gelegenheit, unbemerkt zu verschwinden.
Ruckartig zerrte er die Zündkabel aus dem Lenkrad und startet den Motor. Mit quietschenden Reifen schoss er über das Kopfsteinpflaster. Nach zwei Stunden wilder Raserei blinkte die Tanknadel auf. Er fuhr die nächste Tankstelle an und füllte den Tank. Dann fiel ihm wieder ein, dass er gar kein Geld dabei hatte. Er nestelte hektisch im Handschuhfach herum, aber dort war kein Geld zu finden.
Kurzerhand beschloss er, einfach weiter zu fahren. Er hatte jedoch nicht mit dem zornigen Tankstellenbesitzer gerechnet, der diese Woche schon zweimal beklaut worden war. Wütend kam er aus seinem Verkaufsraum gerannt, wild entschlossen, Werner aufzuhalten. Zu spät bemerkte Werner den Mann.
Leidenschaft | pommesrot um 09:15h | Kein Kunde | Appetit?