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Sonntag, 19. März 2006
Begegnungen - Fortsetzung
Seine letzte Trekkingtour fführte Werner nach Indonesien. Die Vulkane hatten ihn magisch angezogen, während Susanna einen Wellnessaufenthalt in St. Moritz genoss. Gerade ließ sie sich mit einer Ganzkörpermaske verwöhnen, als ihr Handy klingelte. Sie entfernte die Gurkenscheiben von den Augen und mit einem kurzen: „Entschuldigung“, zur Kosmetikerin fuhr sie fort, „Susanna Borgmann-Di Santes, wer stört?“
„Hier spricht Renate Möller, die Sekretärin ihres Mannes, verzeihen Sie bitte die Störung, aber es ist wichtig.“ Die Stimme Frau Möllers nahm einen hysterischen Klang an, als sie weitersprach: „Ihr Mann ist seit gestern überfällig. Das ist ganz und gar nicht seine Art. Sein Handy ist nicht erreichbar und ohne polizeiliche Anordnung gibt die Lufthansa keine Auskünfte über Passagierlisten. Ich mache mir schreckliche Sorgen!“
Susanna brach ihren Aufenthalt zwar sofort, doch schweren Herzens ab und meldete sich bei der Polizei. Trotz eingehender Recherchen tauchte Werners Name auf keiner Passagierliste auf. In den Nachrichten wurde von erneuten gewaltigen Vulkanausbrüchen auf Java berichtet, denen tausende Menschen zum Opfer fielen.
Zwei Jahre später wurde Werner Borgmann für Tod erklärt. Susanna war froh, dass das unerträglichen Warten auf Nachricht ein Ende hatte. Sie entschied sich dafür, sämtliche Brücken abzubrechen und noch mal neu zu beginnen. Sie verkaufte das Reihenhaus und ließ sich Werners stattliche Lebensversicherung auszahlen. Mit einer Haushaltsauflösung hatte sie sich ihrer gemeinsamen Habseligkeiten entledigt. Die gesamte Kleidung spendete sie dem Roten Kreuz und alle Mitgliedschaften wurden gekündigt. Nichts, sollte sie mehr an Hamburg-Harburg erinnern.
Sie zog nach Meersburg am Bodensee. Dort kaufte sie sich ein 150qm großes Loft mit Dachterrasse in der Altstadt. Unter dem Vorwand, bestohlen worden zu sein, beschaffte sie sich neue Papiere. Fortan nannte sie sich wieder Susanna Di Santes. Werners Unterlagen wie Geburtsurkunde, Taufschein und Versicherungspolicen, sowie sämtliche Fotos und das Stammbuch verbrannte sie feierlich am offenen Kamin.
Endliche hatte sie das Leben gefunden, nachdem sie so lange gesucht hatte. Endlich alleine sein. Frei sein. Keinem Rechenschaft schuldig. Femme fatale spielen. Die rätselhafte, schöne Frau. Begehrt. Umworben. Reich! Keiner ihrer Liebhaber durfte ihre Wohnung je betreten.
Es war ein Montag im September. Der Altweibersommer kündigte sich bereits an. Susanna saß auf ihrer Dachterrasse, hatte eine Flasche Champagner geöffnet und wollte ihren dreißigsten Geburtstag alleine und in Ruhe genießen. Es klingelte an der Tür. Susanna ging verwundert zur Sprechanlage und drückte den Knopf: „Ja? Hallo? Wer ist denn da?“
„Susanna? Bist du es? Hier ist Werner. Dein Mann. Werner Borgmann!“
So klirrend wie die Worte aus dem Lautsprecher zu ihr drangen, gingen sie ihr durch Mark und Bein. Hecktisch hängte sie den Hörer ein. Mit weit aufgerissenen Augen wich sie von der Tür zurück. Werner lebte noch? Das konnte nicht sein! Es sind fast zwölf Jahre vergangen. Ein böser Scherz. Aber was, wenn es stimmt? Und wie hat er mich gefunden?
Sie weigerte sich zu glauben, dass er noch lebte. Sie wollte nicht, dass er noch lebte! Sie konnte Werner in ihrem jetzigen Leben nicht mehr gebrauchen.
Werner hatte Susanna bereits eine Woche lang Tag und Nacht beobachtet, bis er den Mut fasste, bei ihr zu klingeln. Nie war sie ihm schöner vorgekommen. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, als er ihre etwas verzerrte Stimme aus dem Lautsprecher hörte. Mutiger klingelte er noch mal.
„Verschwinden Sie! Mein Mann ist schon lange tot! Lassen Sie mich in Ruhe!“
„Aber Susanna, hör mir doch zu! Ich kann es beweisen! Die Bodega deiner Eltern hieß „La Luna“!“ Werner flehte den Lautsprecher förmlich an.
Ein kalter Schauer rann Susanna den Rücken hinunter. Für den Bruchteil einer Sekunde tat ihr Werner leid. Aber sie blieb hart.
„Hauen Sie ab. Ich glaube Ihnen kein Wort. Da könnte ja jeder hergelaufene Penner kommen. Außerdem kann ich keinen Mann in meinem Leben gebrauchen!“
Werner schlurfte szurück zur Straße. Dort sah er das rote BMW-Cabriolet seiner Frau stehen. Das Verdeck war noch offen. Kurz entschlossen setzte sich Werner hinters Steuer. Liebevoll streichelte er das Lenkrad. Dann überkam ihn heißer Zorn wie eine Flutwelle. Was hatte er durchmachen müssen in all den Jahren. Wochenlang war er damals nach der Vulkankatastrophe von jeglicher Zivilisation abgeschnitten gewesen. Seine Ausreise über die Deutsche Botschaft in Jakarta gestaltete sich als sehr schwierig, da er sein Gedächtnis verloren hatte. Mit Verdacht auf Malaria wurde er in das Hamburger Tropeninstitut eingewiesen. Aufgrund seiner anhaltenden Amnesie verlegte man Werner anschließend in die geschlossene psychiatrische Abteilung von Dr. Schüttler in Hamburg. Er versuchte mittels Hypnose, die Erinnerungen wach zu rütteln. Durch die zahlreichen Sitzungen entstand ein beinahe freundschaftliches Verhältnis zwischen ihnen.
All diese Erinnerungen schossen Werner durchs Bewusstsein. Alleine konnte er diese Situation nicht bewältigen. Er musste zurück zu Dr. Schüttler nach Hamburg. Aber wie? Er ist heimlich aus der Klinik verschwunden. Aufgrund der durchschlagenden Erfolge der Hypnosesitzungen ist er vor vier Wochen auf die offene Station verlegt worden und hatte somit die Gelegenheit, unbemerkt zu verschwinden.
Ruckartig zerrte er die Zündkabel aus dem Lenkrad und startet den Motor. Mit quietschenden Reifen schoss er über das Kopfsteinpflaster. Nach zwei Stunden wilder Raserei blinkte die Tanknadel auf. Er fuhr die nächste Tankstelle an und füllte den Tank. Dann fiel ihm wieder ein, dass er gar kein Geld dabei hatte. Er nestelte hektisch im Handschuhfach herum, aber dort war kein Geld zu finden.
Kurzerhand beschloss er, einfach weiter zu fahren. Er hatte jedoch nicht mit dem zornigen Tankstellenbesitzer gerechnet, der diese Woche schon zweimal beklaut worden war. Wütend kam er aus seinem Verkaufsraum gerannt, wild entschlossen, Werner aufzuhalten. Zu spät bemerkte Werner den Mann.
„Hier spricht Renate Möller, die Sekretärin ihres Mannes, verzeihen Sie bitte die Störung, aber es ist wichtig.“ Die Stimme Frau Möllers nahm einen hysterischen Klang an, als sie weitersprach: „Ihr Mann ist seit gestern überfällig. Das ist ganz und gar nicht seine Art. Sein Handy ist nicht erreichbar und ohne polizeiliche Anordnung gibt die Lufthansa keine Auskünfte über Passagierlisten. Ich mache mir schreckliche Sorgen!“
Susanna brach ihren Aufenthalt zwar sofort, doch schweren Herzens ab und meldete sich bei der Polizei. Trotz eingehender Recherchen tauchte Werners Name auf keiner Passagierliste auf. In den Nachrichten wurde von erneuten gewaltigen Vulkanausbrüchen auf Java berichtet, denen tausende Menschen zum Opfer fielen.
Zwei Jahre später wurde Werner Borgmann für Tod erklärt. Susanna war froh, dass das unerträglichen Warten auf Nachricht ein Ende hatte. Sie entschied sich dafür, sämtliche Brücken abzubrechen und noch mal neu zu beginnen. Sie verkaufte das Reihenhaus und ließ sich Werners stattliche Lebensversicherung auszahlen. Mit einer Haushaltsauflösung hatte sie sich ihrer gemeinsamen Habseligkeiten entledigt. Die gesamte Kleidung spendete sie dem Roten Kreuz und alle Mitgliedschaften wurden gekündigt. Nichts, sollte sie mehr an Hamburg-Harburg erinnern.
Sie zog nach Meersburg am Bodensee. Dort kaufte sie sich ein 150qm großes Loft mit Dachterrasse in der Altstadt. Unter dem Vorwand, bestohlen worden zu sein, beschaffte sie sich neue Papiere. Fortan nannte sie sich wieder Susanna Di Santes. Werners Unterlagen wie Geburtsurkunde, Taufschein und Versicherungspolicen, sowie sämtliche Fotos und das Stammbuch verbrannte sie feierlich am offenen Kamin.
Endliche hatte sie das Leben gefunden, nachdem sie so lange gesucht hatte. Endlich alleine sein. Frei sein. Keinem Rechenschaft schuldig. Femme fatale spielen. Die rätselhafte, schöne Frau. Begehrt. Umworben. Reich! Keiner ihrer Liebhaber durfte ihre Wohnung je betreten.
Es war ein Montag im September. Der Altweibersommer kündigte sich bereits an. Susanna saß auf ihrer Dachterrasse, hatte eine Flasche Champagner geöffnet und wollte ihren dreißigsten Geburtstag alleine und in Ruhe genießen. Es klingelte an der Tür. Susanna ging verwundert zur Sprechanlage und drückte den Knopf: „Ja? Hallo? Wer ist denn da?“
„Susanna? Bist du es? Hier ist Werner. Dein Mann. Werner Borgmann!“
So klirrend wie die Worte aus dem Lautsprecher zu ihr drangen, gingen sie ihr durch Mark und Bein. Hecktisch hängte sie den Hörer ein. Mit weit aufgerissenen Augen wich sie von der Tür zurück. Werner lebte noch? Das konnte nicht sein! Es sind fast zwölf Jahre vergangen. Ein böser Scherz. Aber was, wenn es stimmt? Und wie hat er mich gefunden?
Sie weigerte sich zu glauben, dass er noch lebte. Sie wollte nicht, dass er noch lebte! Sie konnte Werner in ihrem jetzigen Leben nicht mehr gebrauchen.
Werner hatte Susanna bereits eine Woche lang Tag und Nacht beobachtet, bis er den Mut fasste, bei ihr zu klingeln. Nie war sie ihm schöner vorgekommen. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, als er ihre etwas verzerrte Stimme aus dem Lautsprecher hörte. Mutiger klingelte er noch mal.
„Verschwinden Sie! Mein Mann ist schon lange tot! Lassen Sie mich in Ruhe!“
„Aber Susanna, hör mir doch zu! Ich kann es beweisen! Die Bodega deiner Eltern hieß „La Luna“!“ Werner flehte den Lautsprecher förmlich an.
Ein kalter Schauer rann Susanna den Rücken hinunter. Für den Bruchteil einer Sekunde tat ihr Werner leid. Aber sie blieb hart.
„Hauen Sie ab. Ich glaube Ihnen kein Wort. Da könnte ja jeder hergelaufene Penner kommen. Außerdem kann ich keinen Mann in meinem Leben gebrauchen!“
Werner schlurfte szurück zur Straße. Dort sah er das rote BMW-Cabriolet seiner Frau stehen. Das Verdeck war noch offen. Kurz entschlossen setzte sich Werner hinters Steuer. Liebevoll streichelte er das Lenkrad. Dann überkam ihn heißer Zorn wie eine Flutwelle. Was hatte er durchmachen müssen in all den Jahren. Wochenlang war er damals nach der Vulkankatastrophe von jeglicher Zivilisation abgeschnitten gewesen. Seine Ausreise über die Deutsche Botschaft in Jakarta gestaltete sich als sehr schwierig, da er sein Gedächtnis verloren hatte. Mit Verdacht auf Malaria wurde er in das Hamburger Tropeninstitut eingewiesen. Aufgrund seiner anhaltenden Amnesie verlegte man Werner anschließend in die geschlossene psychiatrische Abteilung von Dr. Schüttler in Hamburg. Er versuchte mittels Hypnose, die Erinnerungen wach zu rütteln. Durch die zahlreichen Sitzungen entstand ein beinahe freundschaftliches Verhältnis zwischen ihnen.
All diese Erinnerungen schossen Werner durchs Bewusstsein. Alleine konnte er diese Situation nicht bewältigen. Er musste zurück zu Dr. Schüttler nach Hamburg. Aber wie? Er ist heimlich aus der Klinik verschwunden. Aufgrund der durchschlagenden Erfolge der Hypnosesitzungen ist er vor vier Wochen auf die offene Station verlegt worden und hatte somit die Gelegenheit, unbemerkt zu verschwinden.
Ruckartig zerrte er die Zündkabel aus dem Lenkrad und startet den Motor. Mit quietschenden Reifen schoss er über das Kopfsteinpflaster. Nach zwei Stunden wilder Raserei blinkte die Tanknadel auf. Er fuhr die nächste Tankstelle an und füllte den Tank. Dann fiel ihm wieder ein, dass er gar kein Geld dabei hatte. Er nestelte hektisch im Handschuhfach herum, aber dort war kein Geld zu finden.
Kurzerhand beschloss er, einfach weiter zu fahren. Er hatte jedoch nicht mit dem zornigen Tankstellenbesitzer gerechnet, der diese Woche schon zweimal beklaut worden war. Wütend kam er aus seinem Verkaufsraum gerannt, wild entschlossen, Werner aufzuhalten. Zu spät bemerkte Werner den Mann.
Leidenschaft | pommesrot um 09:15h | Kein Kunde | Appetit?
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